Schon Anfang der 70er Jahre, noch vor der Gründung der Springer Ortsgruppe des damaligen Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV), hat unser Mitglied Karl Haverkamp damit begonnen, selbst gefertigte Vogelnistkästen in und um Springe herum aufzuhängen. Natürlich geschah das in enger Abstimmung mit den jeweils zuständigen Ämtern insbesondere mit den Forstämtern und auch mit deren Unterstützung. Aufgehängt wurden (und werden) die Kästen in Bereichen in denen es keine Naturhöhlen gibt und vor allem dort, wo man später anderen Menschen, insbesondere Kindern einen Einblick in das Naturgeschehen bieten kann.
Mehrmals während und nach der Brutsaison werden solche Führungen angeboten. Aus kleinen Anfängen wurde schließlich eine aufwendige und arbeitsintensive Angelegenheit. Um 1990 hingen über 800 Nistkästen in den Wäldern um Springe und die wurden im Frühjahr und Herbst kontrolliert und im Herbst auch gereinigt. Und mit guter deutscher Gründlichkeit wurde und wird auch heute noch gezählt und notiert: Die Zahl der Kästen, die erfolgreichen Bruten, die beteiligten Vogelarten, die „Hausbesetzer“ wie z.B. Siebenschläfer, Wespen, Fledermäuse u.a.. Die Naturschutzbehörden und die betroffenen Forstämter erhalten jährlich ausführliche Berichte über die Ergebnisse der Nistkastenkontrollen und bisweilen werden die gewonnenen Daten, z.B. über das Siebenschläfervorkommen, auch von Universitäten angefordert und fließen in Forschungsprojekte ein.
Inzwischen hat sich allerdings die Zahl der betreuten Nistkästen deutlich verringert, es sind "nur" noch 400 bis 500 Kästen. Die Arbeit wurde einfach zu viel und unser Mitglied, Karl Haverkamp, unter dessen Regie diese Arbeiten nach wie vor laufen und der mittlerweile über 4000 Nistkästen gebaut hat. Es gibt aber Probleme, die ihm und seinen Helfern (ohne die es nicht geht) Sorgen bereiten. Ausgelöst wurden die Probleme durch den in starker Ausbreitung begriffenen Waschbären. Dieser Räuber hält die Nistkästen für ein Versorgungsangebot mit Frischfleisch und hat sich in den Jahren vor 2014 kräftig bedient. Wenn Sie wissen möchten, wie wir gegengesteuert haben, dann lesen Sie weiter unter „Unsere Nistkästen und der Waschbär".
Und – um es vorweg zu nehmen – wir glauben, das Problem ein wenig (wenn auch nicht völlig) im Griff zu haben. Nachdem 2013 und 2014 die Belegung der Nistkästen auf den katastrophal niedrigen Wert von unter 50 % gefallen war (nach einem Durchschnitt von 75,8 % in den 25 Jahren von 1987 bis 2012) konnten wir für 2017 eine durchschnittliche Belegung von 76,7 % melden.
Ihre Kontaktadresse für alles, was mit Nistkästen zusammenhängt:
Mit Stolz dürfen wir berichten, dass wir im Frühsommer 2016 zu den Preisträgern der Google Impact Challenge gehört haben. Nun soll das Konzept, den Menschen die örtlichen NABU-Aktivitäten durch eine interaktive Landkarte näher zu bringen, umgesetzt werden.
Größere Karte ohne Nistkästen-Informationen anzeigen
Ziel ist es, die von der NABU-Stiftung und vom NABU betreuten Flächen und Strukturen (z.B. Hecken) oder Einrichtungen (z.B. Nistkästen) in einer Internetkarte auf der Basis von OpenStreetMap zu verorten und detaillierte Informationen zur Verfügung zu stellen. Solche Informationen können sein: Fotos - Naturbeschreibungen - Artenerfassungen - Erlebnisberichte - Aktionsankündigungen - Aktionsberichte - und vieles mehr.
Etwa 400 Kästen hängen in den Wäldern um Springe und werden jährlich kontrolliert. Dabei sind Führungen interessierter Gruppen möglich. Nistkästen und Bausätze werden gegen eine Spende an Vogelfreunde abgegeben. Bitte nehmen sie dazu Kontakt mit uns auf.
Wie soll man einen Nistkasten aufhängen? So, dass man selbst den Kasten gut beobachten und zur Reinigung gut erreichen kann. So, dass Katzen ihn möglichst nicht erreichen können. Den Kasten nicht verstecken, aber auch nicht der prallen Sonne aussetzen.
Nach Ende der Brutzeit, ab August, den Kasten reinigen. Die Entnahme des Nistmaterials genügt. Man sollte den Nistkasten dann draußen hängen lassen, damit die Vögel ihn als geschützten Schlafplatz benutzen können.
Wer einen Kasten selbst bauen möchte, kann sich hier Tipps und Bauanleitungen holen und sich dabei nach folgenden empfohlenen Maßen für die verschiedenen Vogelarten richten.
Zum Bild auf der rechten Seite: Nach 25 Jahren bei jedem Wetter im "Außendienst" bietet sich dann spätestens ein Nistkasten nicht mehr für ein sicheres und geschütztes Brutgeschehen an - und schon gar nicht, wenn ein Waschbär im Revier ist (siehe unten).
Vogelnistkästen - Maße in mm | |||
Vogelart | Grundfläche | Einflug | Tiefe unter Einflug |
Kohlmeise, Trauerschnäpper und Halsbandschnäpper |
ab 100 x 100 | 30-32 rund | 150 |
Blaumeise und Tannenmeise | ab 100 x 100 | 26-27 rund | 150 |
Sumpfmeise und Haubenmeise | ab 80 x 80 | 26-27 rund | 150 |
Kleiber | ab 120 x 120 | 32-47 rund | 150 |
Baumläufer | ab 80 x 80 | Spalt 20 breit | ab 100 |
Hausrotschwanz, Bachstelze und Grauschnäpper |
ab 100 x 100 | kastenbreit, 60 hoch | bis 60 |
Gartenrotschwanz | ab 100 x 100 | 60 x 45 senkrecht oval | 80 |
Wendehals | ab 120 x 120 | 32-34 rund | 150 |
Hohltaube und Rauhfußkauz | 200 x 300 | 80 rund | 300 |
Schleiereule | 1000 x 500 (h 500) | 150 x 180 senkrecht | 100 |
Turmfalke | 300 x 400 (h 300) | 400 x 160 | 140 |
Mauersegler | 170 x 280 (h 110) | 32 x 64 horizontal oval | 30 |
Mehrmals im Jahr bieten Mitglieder der NABU-Gruppe Springe Nistkastenbauaktionen für Kinder an. Gegen eine Spende für Material- und Arbeitsaufwand können Kinder aller Altersgruppen dabei aus sorgfältig vorgefertigten Bausätzen unter Anleitung von Erwachsenen selbst Nistkästen bauen. Die Kinder sind ganz begeistert, hüpfen vor Freude, möchten immer noch einen Nagel in den Kasten hauen und werden schließlich vor Schöpferstolz ganz groß, wenn der Kasten fertig ist. Und wir sind sicher, dass die Freude anhält, wenn der Kasten zu Hause im Garten aufgehängt wird, die Vögel ein- und ausfliegen, ein Nest bauen, Eier legen und ausbrüten und die Jungen füttern bis diese groß sind und den Kasten verlassen. Insgesamt sind weit über 1000 Bausätze gefertigt und mit vielen Kindern verbaut worden.
Oft werden solche Aktionen auch bei Sonderveranstaltungen im Wisentgehege in Springe angeboten. Wenn Sie mit Ihren Kindern oder Großkindern an einer solchen Aktion teilnehmen möchten, rufen Sie uns an und erkundigen sich
nach den Terminen, die übrigens meistens auch in der Presse angekündigt werden.
Für Kindergruppen aller Art, z.B. Schulklassen, werden auch kleine Wanderungen mit Nistkastenkontrolle angeboten. Dabei werden die am Weg hängenden Kästen geöffnet und die Kinder dürfen
vorsichtig einen Blick hineinwerfen, auf die Eier oder die Vogelküken oder das abgebrütete Nest. Und es kann auch sein, dass sie unerwartete „Hausbesetzer“ entdecken, wie Siebenschläfer oder
Fledermäuse oder Wespen oder Mäuse oder, oder. In jedem Fall ist es für Kinder ein spannendes Naturerlebnis.
Bei der Kontrolle der von NABU-Mitgliedern gebauten und im Deister und Kleinen Deister aufgehängten Nistkästen wurden in den Jahren vor 2014 zunehmend Brutstörungen festgestellt, die zunächst keinem bestimmten Räuber zugeordnet werden konnten. Inzwischen ist man sicher, dass der stark in Ausbreitung begriffene Waschbär für diese Brutstörung verantwortlich war. Hier hat die Natur wohl ein echtes Migrationsproblem mit einem Zuwanderer. Um wenigstens die kleinen höhlenbrütenden Vögel vor diesem Beutegreifer zu schützen, haben NABU-Mitglieder auch mit Hilfe des Wisentgeheges in Springe und mit finanzieller Unterstützung der Region Hannover und der Firma Carlisle (kostenlose Dachfolie) Versuche mit Nistkastenkonstruktionen gemacht, die das Eingreifen durch den Waschbären verhindern bzw. erschweren sollen.
In den Jahren 2013 und 2014 wurden über 250 Nistkästen ausgetauscht. Einige der neuen Konstruktionen haben die Geschicklichkeit des Waschbären unterschätzt und in andere Kästen, in die er nicht
hineinkam, kamen auch die Vögel nicht hinein, jedenfalls nicht alle Arten. Zunächst wurden Kästen mit einem tunnelartigen Vorbau (Länge des Tunnels ca. 8 cm) und einem Abstand zwischen
Bodenplatte und Unterkante Einflug von ca. 18 cm erprobt. Diese Konstruktion schien sich 2014 zu bewähren. Zwar lag das Brutergebnis in diesem Jahr weit unter dem Durchschnitt früherer Jahre,
aber es wurden keine räuberischen Eingriffe des Waschbären festgestellt. Das war 2015 anders. In dem Jahr war das Brutergebnis erfreulicherweise überdurchschnittlich gut, aber es gab vereinzelt
Eingriffe des Waschbären (vielleicht auch Marder?). Das Sicherheitssystem dieser Konstruktion besteht ja darin, dass neben dem tunnelartigen Vorbau der Abstand zwischen Bodenplatte und
Einflugöffnung auf ca. 18 cm erhöht wurde (vorher 13 bis 15 cm) und ein Räuber diesen horizontalen und vertikalen Abstand mit seinen „Händen“ nicht überbrücken kann. Wenn nun aber ein Vogelpaar
im Bruteifer ein sehr hohes Nest baut, vielleicht sogar bis zur Unterkante des Einflugs (wie geschehen), dann wird die Sicherheit des vertikalen Abstandes aufgehoben und das Nest mit seinem
Inhalt befindet sich jetzt wieder in Reichweite des Räubers, der den horizontalen Abstand von 8 cm wohl überwinden kann.
Nach diesen Erfahrungen haben wir uns wieder einer Konstruktion zugewandt, die wir schon früher (in übertriebener Form?) versucht hatten. In einem dreieckigen Kasten (Nurdachhaus) wird vorn die
Spitze (Dreieck 4,5 cm breit, ca. 6 cm hoch) als Einflug frei gelassen. Im Abstand von ca. 4 cm vor diesem Einflug wird eine Blende angebracht, die bis zur Unterkante der Einflugöffnung
(höchstens bis 1,5 cm tiefer) reicht. Wer in den Kasten will, muss also vorn von unten kommen, nach oben und durch die Einflugöffnung schlüpfen und innen wieder runter. Man könnte diese
Konstruktion als Schikane bezeichnen, aber die Meisen haben diese Schikane überwunden und in einigen Fällen erfolgreich in solchen Kästen gebrütet. Allerdings (und leider) nur die Meisen. Wir
hatten noch keine Trauerschnäpperbrut in einem Kasten dieser Bauart. Allerdings baut der Trauerschnäpper ein eher niedriges Nest, das nur dann eine gewisse Höhe erreicht, wenn er eine Meise vom
Nest vertrieben hat und sein Nest auf das Meisennest baut. Vielleicht können wir also dem Trauerschnäpper dadurch helfen, dass wir ihm weiterhin Kästen der bisherigen Bauart (bei hohem Nest nicht
waschbärsicher) anbieten und den Meisen die neue Konstruktion. Und woher sollen die Vögel wissen, welcher Kastentyp für ihre Art gedacht ist? Wir haben schon früher gesagt: Es kann noch dauern,
bis wir die Ideallösung gefunden haben. Aber wir bleiben dran und werden weiterhin versuchen, einen Kastentyp zu entwickeln, der allen höhlenbrütenden Vögeln gefällt und ... dem Waschbären nicht.
Bilderstrecke: Waschbären an Nistkästen - Fotos: NABU/K. Haverkamp
Der possierliche Pelzträger schafft es mit akrobatischer Geschicklichkeit auch hochhängende Kästen zu erreichen und Eier oder Jungvögel zu rauben. Wie kann man die Kästen so gestalten, dass ihm das nicht mehr gelingt?
Da kam dem Tüftler Haverkamp sehr gelegen, dass er eng mit dem Leiter des Springer Wisentgeheges, Thomas Hennig, zusammen arbeitet und dass dessen Tochter Melina engste, fast familiäre Kontakte zu den im Gehege lebenden Waschbären pflegt. So gelang es, die Sicherheit verschiedener Niskastentypen von einem der akrobatischen Kletterer testen zu lassen. Die dabei entstandenen Fotos sprechen für sich! Auf jeden Fall haben diese Beobachtungen schon wertvolle Tipps für die Gestaltung der Nistkästen geliefert.
Kennen sie diesen kleinen Kobold aus der Gruppe der Bilche? Man begegnet ihm nur selten, denn er ist nachtaktiv und verbringt den Tag schlafend in einem Versteck. Und dieses Versteck kann ein Vogelnistkasten sein! Wenn dieser Kasten dann schon von einem brütenden Vogel belegt ist, mag es wohl Streit geben, der entweder mit der Vertreibung des Vogels endet oder dem Rückzug des Siebenschläfers.
Ende Mai haben die Vögel die Brut beendet, die Jungvögel sind ausgeflogen und die Kästen sind leer. Nun kann der Siebenschläfer ungestört einen Nistkasten beziehen und er richtet auch gern seine Kinderstube darin ein. Ein Siebenschläferlager ist leicht an eingetragenen grünen Blättern zu erkennen.
Im Aussehen erinnert ein Siebenschläfer entfernt an ein Eichhörnchen. Jedoch ist er etwas kleiner, nur gut 20 cm lang ohne den buschigen Schwanz und obenseitig grau und unterseitig weiß. Er kann gut klettern bis in die Spitzen der Bäume, aber längst nicht so schnell wie das Eichhörnchen. Die meiste Zeit seines Lebens verschläft er. Ende September gräbt er sich in die Erde und erscheint erst wieder Ende April – nach sieben Monaten. Daher der Name Siebenschläfer.
Unser Mitglied Karl Haverkamp führt seit 1982 eine sorgfältige Statistik über das Siebenschläfervorkommen in Nistkästen und schickt sie an die Naturschutzbehörden und die beteiligten Forstämter. Die von ihm gesammelten Daten sind auch schon mehrfach von Universitäten angefordert worden und in wissenschaftliche Projekte eingeflossen.
Wer einen Siebenschläfer erleben möchte, kann sich an Karl Haverkamp (Kontaktdaten siehe oben bzw. allgemein) wenden. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, an einer Nistkastenkontrolle teilzunehmen.