Das Ziegeunerwäldchen

Ein Naturschutzgebiet zwischen Gestorf und Eldagsen

Zigneunerwäldchen - Foto: NABU/A. Kreusel
Zigneunerwäldchen - Foto: NABU/A. Kreusel

Das Ziegeunerwäldchen im Hallertal zwischen Eldagsen und Gestorf gelegen entstand aus den Resten eines Tonabbaugebietes einer dort einst betriebenen Ziegelei. Wie früher üblich, wurden solche alten Bodenaufschlüsse oft als Bauschutt- und Mülldeponien genutzt. Trotzdem entwickelte sich dort nach und nach ein Feuchtbiotop.

 

Diese mittlerweile auch über Springe hinaus bekannte Naturschutzeinrichtung hat eine besondere Bedeutung für unseren Verein, daher soll an dieser Stelle auch kurz auf die Historie dieses Gebietes eingegangen werden.

 

Es folgt eine Auswahl von Artikeln.

Weiter unten dann mehr zum Wäldchen, seiner Historie und unseren langfristigen Zielen.

 

Müritz-Eiche

Historie zur Müritz-Eiche und dem Kontakt zu den Warener Naturfreun-den. mehr

Störche

Der erste Bruterfolg im Jahr 2020! Ein Überblick. mehr

Pflegeeinsätze

Aktive helfen, das Biotop zu pflegen und zu entwickeln. mehr

Sonstige Aktionen

Frühaufsteher-Wanderungen, Begehungen mit Funktionsträgern und mehr.


Geschichte und Namensherkunft

Mit der Gebietsreform 1974 kam das Gelände zur Stadt Springe. Da es forstwirtschaftlich nicht sinnvoll genutzt werden konnte, wurde es Anfang der 80er Jahre zum Verkauf angeboten. Durch glückliche Umstände und geschickte Verhandlungen konnte es der damalige Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV), später Naturschutzbund Deutschland (NABU), erwerben und so für den Naturschutz sichern. Dadurch wurde es zur Basis des durch diverse Zukäufe und gestalterische Maßnahmen  inzwischen auf über 20 Hektar angewachsene, heutige Naturrefugium und ist so Kernstück der vom NABU Springe gegründeten Stiftung „NABU-Stiftung Springe - Naturlandschaft Deister und Haller“.

 

Bis in die heutige Zeit hinein hat es immer wieder Nachfragen wegen der Schreibweise "ie" oder "i" dieses Gebietes gegeben. Nach Angaben des Arbeitskreises Stadtgeschichte Eldagsen ist in einer Karte von 1783 dort schon eine Ziegelei eingezeichnet.  In der vom LK Hannover herausgegebenen Flurnamensammlung Gestorf wird folgendes ausgeführt: 

 

"1833 verpflichtet sich der Pächter der baufällig gewordenen - am tiefen Pumpe in der Aue - gelegenen Ziegelei, neue Ziegeleigebäude nahe westlich des Eldagsener Fahrweges zur Schweinebrücke auf dem höher gelegenen Angerplätzen auf seine alleinige Gefahr und Kosten zu errichten. Dazu gehört auch eine Koppel zwischen der alten und neuen Haller bzw. zur Nutzung zum Tonstich und als Weide. 1899 werden noch größere Reparaturarbeiten an der Ziegelei ausgeführt. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die Stilllegung und der Gebäudeabbruch. Mit dem Bauschutt wurde der Tonstich verfüllt. Das sumpfige Wiesengrundstück wurde in ein Gehölz umgewandelt." 

 

Unter dem Flurnamen "Ziegeunerwäldchen" wird ausgeführt: 

 

"Der junge Flurname wurde gebräuchlich, weil in dem Wäldchen oft Zigeuner lagerten."

 

 Die Schreibweise "Ziegeunerwäldchen" hat sich insbesondere nach dem 2. Weltkrieg eingebürgert und ist wahrscheinlich auf die frühere Nutzung als Ziegeleigelände zurückzuführen. 

 

 

Ein langer Weg zum Naturschutzgebiet

Insbesondere im nordwestlichen Teil an der Landesstraße wurde zeitweilig im erheblichen Umfang Müll entsorgt. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, wurde 1978 in einer gemeinsamen Aktion des Ordnungsamtes der Stadt Springe, der Jugendfeuerwehren Eldagsen und Gestorf sowie Landwirten und Jägern ca. 50 Kubikmeter entfernt. Dadurch und durch eine gezielte Überwachung sowie Ermittlung und Anzeige von Umweltsündern trat eine erhebliche Besserung ein. 

 

Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform ging das Gebiet 1974 in der Größe von 9 ha von der Stadt Eldagsen auf die Stadt Springe über. Da es forstwirtschaftlich nicht gewinnbringend zu nutzen ist, veräußerte diese 1983 an den damaligen Bund für Vogelschutz für den Betrag von 90.000 DM, die in Raten von der Ortsgruppe Springe aufgebracht werden mussten, da diese seinerzeit noch kein eingetragener Verein war, trat der Landesverband als Käufer auf.

 

Ein wichtiger Meilenstein war die Ausweisung als Naturschutzgebiet durch die Bezirksregierung Hannover im Jahre 1986 in einer Größe von 15 ha, also über die Eigentumsflächen des DBV hinaus.

 

Die NABU-Stiftung möchte eine interaktive Landkarte der Naturlandschaft Deister und Haller erstellen.

 

Ziel ist es, die vielen betreuten Naturschutzprojekte wie die Nistkästen oder das Naturschutzgebiet Zigeunerwäldchen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, ohne dass die Natur durch zu viele Besucher gestört wird.

 

Besucher könnten sich so frei durch die Landschaft bewegen und zu bestimmten Punkten interaktive Inhalte wie Fotos und Texte abrufen. Auch brütende Tierarten würden  vorgestellt werden.

 

Mehr zur Stiftung und zum Kartenprojekt

Größere Karte der Umgebung ohne Markierung anzeigen: OpenStreetMap

 

 

Langfristige und ausdauernde Betreuung durch den NABU Springe

Im Jahre 1990 wurde die erste 100 Meter lange Feldhecke in der Gemarkung im Einvernehmen und auf Flächen des Realverbandes gepflanzt. Bis Ende 2000 haben wir die Heckenanpflanzungen auf eine ungefähre Länge von 3,5 km erweitert. 

 

In diesem Zeitraum konnte auch das NSG Ziegeunerwäldchen durch Flächenzukäufe, finanziert aus NABU- und Bezirksregierungsmitteln um 4,5 ha erweitert werden. Die Flächen wurden aus vorwiegend intensiv genutztem Ackerland zum Teil durch Bodenbewegungen und Drainagerückbau in extensiv bewirtschaftetes, feuchtes Grünland umgewandelt. 

 

Die Biotop-Gestaltungsmaßnahmen wurden aus NABU-Mitteln, sowie Projektförderungen der Niedersächsischen Umweltstiftung, des Landkreises und der Umweltlotterie Bingo-Lotto finanziert. Der Großteil entfällt auf Hecken- und Feldgehölzbepflanzungen sowie Bodenmodellierungen zur Anlage von Senken und Tümpeln.

 

1999 legten wir zusammen mit dem THW Springe einen Tümpel durch Sprengung an. Diese Methode wurde, nach anfänglicher Skepsis, auch von den Behörden als voller Erfolg gewertet.  Alle Maßnahmen haben zur erheblichen Strukturverbesserung und Vielfalt beigetragen und ein erfreuliches Ansteigen von Individuen und Arten aus Flora und Fauna bewirkt, wie zum Beispiel avifaunistische Langzeitbeobachtungen belegen. Weiteres Ziel ist es, die Vernetzung mit den umliegenden Biotopen zu verbessern, sowie das Schutzgebiet durch Flächenkäufe zu vergrößern und naturschutzfachlich zu optimieren.

 

In den folgenden Jahren wurden folgende Schwerpunkte gesetzt und zwar:

  1. der Ankauf benachbarter Flächen zwecks Arrondierung und Vergrößerung des Gebietes insbesondere mit finanzieller Unterstützung der Bezirksregierung Hannover - obere Naturschutzbehörde. Hier hat sich unser leider viel zu früh verstorbenes Mitglied Hans Hoffmann große Verdienste erworben.
  2. die Pflege und Entwicklung des Gebietes im Sinne des Naturschutzes durch die Überführung ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen von der intensiven in die extensive Bewirtschaftung, Anlegung von Feuchtgebieten, Anpflanzung von Hecken usw. Besonders herausgestellt werden muss in diesem Zusammenhang auch der im Jahre 2004 fertiggestellte Pflege- und Entwicklungsplan "Ziegeunerwäldchen und Umgebung". Dieser Plan wurde durch die Arbeitsgemeinschaft für Landschaftsplanung, Ökologie und Naturschutz, Garbsen, erstellt in enger Absprache mit den Naturschutzbehörden der Region Hannover, des Landkreises Hildesheim sowie des NABU Springe. Er umfasst eine Fläche von ca. 80 ha und gliedert sich in die Teile 1 "Bestand und Bewertung" sowie Teil 2 "Pflege und Entwicklung" Der Plan stellt eine wichtige Arbeitsgrundlage für alle Beteiligten dar. Erwähnt werden sollte auch die 1990 durch unser Mitglied Ulrike Köhler erstellte Diplomarbeit "Das Naturschutzgebiet Ziegeunerwäldchen im Landkreis Hannover".
  3. die Beobachtung und Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt aufgrund der unter Punkt 2 getroffenen Maßnahmen. Die Ergebnisse stimmen uns sehr hoffnungsfroh, so konnten z.B. alleine 25 Vogelarten wie auch 27 Nachtfalterarten die auf der "Roten Liste" stehen, beobachtet werden. Auch in der Vegetationsvielfalt ist eine deutliche Verbesserung zu verspüren.
  4. die Einbindung der benachbarten Grundstückseigentümer und der allgemeinen Bevölkerung durch Gespräche, Information und Führungen.

 

Zigneunerwäldchen - Foto: NABU/A. Kreusel
Zigneunerwäldchen - Foto: NABU/A. Kreusel

Die im Abschnitt "Weitere Entwicklung" aufgeführten Schwerpunkte müssen auf jeden Fall fortgeführt werden. Dabei sollte, soweit rechtlich möglich - eine weitere Vernässung vorgenommen werden, da man in der Vergangenheit allein durch die Laufbegradigung und Räumung der Haller den Grundwasserspiegel im Bereich der Talsohle auf 1,5 bis 2 m abgesenkt hat, was noch durch Drainagen verstärkt wurde. Um allerdings auch hier eine fachliche und rechtliche Grundlage zur Hand zu haben, müsste endlich der Gewässerentwicklungsplan "Haller" in Auftrag gegeben werden.

 

Damit die notwendigen Maßnahmen auch langfristig durchgeführt werden können, hat der NABU Springe die Stiftung "Naturlandschaft Deister und Haller" gegründet.

 

Bei all unseren bisher durchgeführten Maßnahmen haben wir uns stets bemüht, eng und vertrauensvoll mit den benachbarten Grundeigentümern, Verbänden und Dienststellen zusammen zu arbeiten und wir wollen dieses auch weiterhin tun.